Dr. med. Claus Jung
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BODYTITE
Leider neigt unsere Haut dazu, mit zunehmendem Alter zu erschlaffen. Die altersbedingte Abnahme der Bindegewebsfasern in der Haut und im Unterhautfettgewebe führt evtl. noch begünstigt durch starke Gewichtsschwankungen zu einer Überdehnung der Haut. An den Oberarmen entstehen dadurch die "Winkeärmchen", am Rücken der "Tannenbaum", am Bauch die "Fettschürze" oder der "Hängebauch", während die Oberschenkel zu "schwabbeln" beginnen. Eine effektive Hautstraffung war lange Zeit nur durch eine aufwendige operative Entfernung der überschüssigen Haut mit langen Hautschnitten und meist deutlich sichtbaren Narben möglich.
Bei der Bodytite-Methode handelt es sich um eine modizierte Fettabsaugung, bei der die Haut und das Unterhautfettgewebe mit Radiowellen gleichmäßig erwärmt und dadurch massiv gestrafft werden, ohne Ausbildung großer Narben und ohne lange Ausfallszeiten.
Wirkungsweise
Bodytite ist eine neue Möglichkeit, vor, während oder nach einer traditionellen Fettabsaugung Gewebe zusätzlich zu straffen. Während sich die Haut 1 Jahr nach einer reinen Fettabsaugung im Durchschnitt um 8% strafft, kommt es 1 Jahr nach einer Kombination mit einer Bodytite-Behandlung zu einer durchschnittlichen Straffung um 36%. Die Technik basiert darauf, dass mit Hilfe von Radiofrequenz im Bindegewebe der Haut und des Unterhautgewebes eine gleichmäßige Hitze von 65 bis 70 Grad erzeugt wird, die dann zu einer Verkürzung der vorhandenen Bindegewebsfasern führt. Als Langzeiteffekt regt die Tiefenwärme in den Monaten nach der Behandlung die Neubildung kollagener und elastischer Bindegewebsfasern an. Im Laufe der nächsten 12 Monate wird die Haut allmählich straffer, fester und elastischer.
Anwendungsgebiete
Bodytite eignet sich in Kombination mit einer Fettabsaugung v.a. für Problemzonen, in denen eine traditionelle Fettabsaugung erfahrungsgemäß nicht zu einer ausreichenden Hautstraffung führt, z.B. bei einem zu starken Hautüberschuss am Rücken, am Ober- oder Unterbauch oder an den Oberschenkelinnenseiten.
Wenn aber in den schlaffen Hautarealen nur noch wenig Fett ist, kann Bodytite auch als alleinige Therapie ohne Fettabsaugung zur Hautstraffung eingesetzt werden, z.B. bei den "Winkeärmchen" an den Oberarmen oder zur Verkleinerung der männlichen Brüste (Gynäkomastie).
Vorbehandlung
Vor der Behandlung ist eine Diät sowie ein Einstellen des Rauchens wünschenswert aber nicht obligat. Verzichten Sie bitte zwei Wochen vor der Behandlung auf die Einnahme Acetylsalicylsäure-haltiger Schmerzmittel wie z.B. Aspirin, Godamed, Togal-ASS oder Thomapyrin, und wenn möglich auch Ibuprofen und Diclofenac/Voltaren um das Risiko von Blutergüssen zu minimieren.
Am Tag der Operation sollten Sie nicht nüchtern sein. Ein leichtes Frühstück oder Mittagessen ist erwünscht. Alkohol sollten Sie natürlich nicht zu sich genommen haben. Bringen Sie bitte zu dem Eingriff lockere und gut zu reinigende Kleidung (z.B. einen alten Jogginganzug und warme Socken) mit. Am Abend vor dem Eingriff sollte evtl. eine fünftägige Antibiotikaprophylaxe begonnen werden (z.B. Ciprofloxacin morgens und abends je 1 Tbl.).
Behandlung
Behandlungsdauer: drei bis fünf fünf Stunden
Wir führen die Bodytite-Behandlung ambulant und in örtlicher Betäubung durch, da sich dadurch einige unübersehbare Vorteile gegenüber der Vollnarkose ergeben: weniger Blutung, geringere Schwellung, kürzere Heilungsdauer, sichereres Operationsergebnis, Wegfallen des Narkoserisikos, kein Hungern /Dursten vor /nach der Operation. Darüber hinaus entfallen auch die nicht unbeträchtlichen Kosten für einen stationären Aufenthalt in einer Klinik. Die volle Beweglichkeit des Patienten während und nach dem Eingriff ermöglicht eine bessere Kontrolle des Behandlungsergebnisses, z.B. durch den Wechsel aus der liegenden in die aufrechte Position. Falls Sie es wünschen, erhalten Sie eine Beruhigungsspritze, die Ihnen die Nervosität und die Aufregung nimmt und dafür sorgt, dass Sie den Eingriff im Halbschlaf erleben.
Vor der Behandlung wird das Behandlungsareal gründlich desinfiziert und die zu behandelnden Areale, sowie die bestehenden Hautunregelmäßigkeiten und Seitendifferenzen markiert.
Zur örtlichen Betäubung wenden wir eine weitgehend schmerzfreie und gewebeschonende Methode an, bei der das Fettgewebe zunächst mit mehreren Litern einer stark verdünnten Betäubungsmittel-Lösung solange aufgeweicht wird, bis im Behandlungsareal ein prall-elastischer Zustand erreicht ist (Tumeszenzanästhesie). Dadurch wird die elektrische Leitfähigkeit der Fettzellen und damit die Wirksamkeit der Radiofrequenz deutlich erhöht. Darüber hinaus wird das Bindegewebsgitter, in dem sich die Fettzellen befinden, aufgedehnt, die Blutgefäße ziehen sich zusammen (die Haut verfärbt sich weiß), die Nerven werden betäubt.
Wenn große bis sehr große Fettmengen entfernt werden müssen, führen wir vor dem Bodytiteverfahren zunächst eine traditionelle Fettabsaugung durch. Hierfür wird das durch die Tumeszenzanästhesie verflüssigte Fett mit Hilfe von extremdünnen, vorne stumpfen Spezialsonden über mehrere etwa 3 mm kleine Hautschnitte gleichmäßig abgesaugt. Jedes Areal wird dazu überlappend von verschiedenen Winkeln aus fächerförmig behandelt, wobei auch auf einen harmonischen Übergang zu den angrenzenden Gebieten geachtet wird. Wir verwenden dabei ein neuentwickeltes System zur vibrationsunterstützten Fettabsaugung (Vibrationslipolyse oder Vibrationslipektomie). Hier vibrieren die Absaugsonden maschinell und bahnen sich nach dem Prinzip einer Bohrmaschine den Weg zu den Fettzellen. Da hierbei die in der Umgebung liegenden Nerven, Gefäße, Lymphbahnen und Bindegewebsstränge optimal geschont werden, haben die Patienten bei dieser relativ neuen Technik weniger Blutergüsse, weniger Schmerzen und fühlen sich schneller fit. Die Schwingungen stimulieren zudem die äußeren Bindegewebsschichten und führen damit zu einer zusätzlichen Hautstraffung.
Für das anschließende Bodytiteverfahren wird die Spezialkanüle über dieselben kleinen Hautschnitte unter die Haut eingeführt und dann zunächst das tiefere und dann das oberflächliche Bindegewebe gleichmäßig bis zum Erreichen einer Zieltemperatur von 65-70 Grad erwärmt. Aus Gründen der Sicherheit ist die Bodytite-Spezialkanüle mit einer inneren und einer äußeren Elektrode ausgestattet. Die innere aktive Elektrode wird über kleine Einschnitte unter die Haut geschoben, während die äußere passive Elektrode auf einem sterilen Ultraschallgelfilm über die Hautoberfläche gleitet. Über die innere Elektrode wird Radiofrequenztiefenwärme an das Fett und Unterhautgewebe abgegeben, während über die äußere Elektrode ständig die Temperatur an der Hautoberfläche überwacht wird. Durch diese gezielte Erwärmung der Bindegewebsfasern wird eine direkte Straffung von Haut und Unterhautfettgewebe erreicht, ohne das Gewebe zu überhitzen.
Dank der von uns bevorzugt verwendeten Lokalanästhesie können Sie sich nach der Absaugung zur Symmetrieüberprüfung aufrichten. Falls Unregelmäßigkeiten bestehen, lassen sich diese nach erneuter Markierung unmittelbar verbessern. Ist das optimale Ergebnis erreicht, werden die Hautschnitte nicht vernäht, sondern nur mit einem Klammerpflaster sowie einem sterilen Pflaster versehen, damit die in den entstandenen Hohlräumen unter der Haut verbliebene Flüssigkeit ablaufen kann. Anschließend wird eine Kompressionshose oder ein Mieder angelegt und mit Saugkompressen umwickelt.
Unmittelbar nach der Behandlung sind Sie mobil und können nach Hause gehen. Vorsichtshalber sollten Sie sich aber noch nicht selbst ans Steuer setzen und sich lieber abholen lassen.
Nachbehandlung
Die Kompressionskleidung sollte nach einer Bodytite-Behandlung am Körper zur Ruhigstellung des Operationsgebietes und zur Unterstützung der Anpassung der anfangs etwas zu weiten Haut an die neuen Konturen über mindestens 2 Wochen lang Tag und Nacht und anschließend 1-3 Wochen lang nur tagsüber getragen werden. Da sich in den ersten 1-2 Tagen v.a. aus den tiefer gelegenen Schnitten eine nicht unbeträchtliche Menge Betäubungslösung vermischt mit etwas Blut entleert, sollten Sie während dieser Zeit an diesen Stellen Saugkompressen verwenden, die wir Ihnen nach dem Eingriff zur Verfügung stellen.
Am Tag der Operation empfehlen wir ein Mittagsschläfchen bzw. frühes Zubettgehen. Dennoch ist Bewegung sehr wichtig, da nur so die noch verbliebene Flüssigkeit ablaufen kann. Gegen einen kleinen Spaziergang in Begleitung ist nichts einzuwenden. Eine zu starke körperliche Belastung sollten Sie jedoch vermeiden. Am Operationstag sollten Sie nach der Bodytite-Behandlung viel trinken (Obstsäfte, Mineralwasser, Kräutertee), aber keinen Alkohol zu sich nehmen. Raucher sollten wenn möglich auf das Rauchen verzichten.
Leichte Schmerzen, ein Brennen und vorübergehende Taubheit der Haut im Wundgebiet sind normal für wenige Tage nach der Operation. Die Schmerzen nach dem Eingriff werden meist als starker Muskelkater beschrieben. Wichtig ist es, bei Schmerzen keine blutverdünnenden Schmerzmittel (z.B. Aspirin®) einzunehmen. Stattdessen sollten Sie z.B. Paracetamol- (bis zu 3xtgl. 500mg) oder Ibuprofen-(bis zu 2xtgl. 600mg)haltige Mittel einnehmen, die außer einer schmerzstillenden auch eine abschwellende Wirkung innehaben. Am Tag nach der Operation können Sie bereits wieder Auto fahren, sollten aber längere Strecken vermeiden, bzw. jede Stunde anhalten, ein wenig umhergehen oder leichte Gymnastik treiben. Duschen ist bereits ab dem 1. Tag nach der Operation erlaubt. Eventuell fallen Ihnen am ersten Tag nach der Operation blaue Lippen oder eine leichte Kurzatmigkeit auf, die auf vorübergehenden Veränderungen der roten Blutkörperchen durch den Einsatz großer Mengen örtlichen Betäubungsmittels bedingt sind. Aus diesem Grund und zur Vermeidung von Venenthrombosen sollten Sie in den ersten Tagen nach dem Eingriff auf Langstreckenflüge verzichten.
Bis die Einstichstellen gut zugeheilt sind (etwa 4. oder 5.Tag), sollten die Klammerpflaster und sterilen Pflaster täglich gewechselt werden. Die Pflaster stellen wir Ihnen nach der Operation zur Verfügung. Nach einer Woche sollten die Stellen leicht massiert werden.
Nach kleineren Eingriffen gehen viele Patienten bereits nach ein bis zwei Tagen wieder zur Arbeit. In der Regel sollten Sie sich aber für etwa eine Woche nach dem Eingriff von allen beruflichen und privaten Pflichten befreien. Routinemäßige postoperative Kontrollen sind am 1. Tag, nach 4 Wochen und gegebenenfalls nach 12 Wochen vorgesehen. Sportliche Aktivitäten können dann wieder aufgenommen werden, sobald die muskelkaterartigen Schmerzen im Operationsgebiet diese zulassen (nach ca. 2-3 Wochen). In den ersten vier Wochen sollten Sie Saunagänge und Solariumsbesuche bzw. Sonnenbäder meiden.
Behandlungsergebnis
Bereits unmittelbar nach der Behandlung ist in den meisten Fällen eine deutliche Verbesserung der Körperform zu erkennen. Am ersten postoperativen Tag, wenn die restliche Betäubungsflüssigkeit abgelaufen ist, können Sie bereits das Endergebnis erahnen. In den nächsten Tagen schwellen die behandelten Areale aber wieder deutlich fühlbar und sichtbar an. Diese Schwellungen und Blutergüsse klingen erst nach 2-4 Wochen wieder ab. Über mehrere Monate erstrecken sich dann weitere, nicht unmittelbar fühlbare Heilprozesse und eine permanente Straffung der Haut. Geringgradige Dellen und leichte Gefühlsstörungen (Taubheitsgefühl, Kribbeln) sind bis zu drei (gelegentlich sogar sechs) Monaten nach dem Eingriff normal, da sich das Bindegewebe erst wieder langsam reorganisieren muss. Aus dem gleichen Grund ist endgültige Behandlungsergebnis erst nach etwa 6-12 Monaten beurteilbar.
Einmal abgesaugte Fettzellen können sich nie wieder nachbilden. Die Anzahl der Fettzellen ist vom Kleinkindesalter an festgelegt und ändert sich auch bei Gewichtsschwankungen nicht. Wenn Sie zunehmen, entstehen keine neuen Fettzellen, sondern es ändert sich lediglich die Größe der bereits vorhandenen Zellen. Da nicht alle Fettzellen abgesaugt werden, und die verbliebenen Fettzellen im Falle exzessiven Schlemmens an Größe zunehmen können, ist nach der Behandlung auf eine gesunde, kalorienbewußte Ernährung sowie ausreichende Bewegung zu achten. Übergewichtige Patienten sollten die Behandlung als Chance sehen, den Behandlungserfolg durch eine konsequente Diät noch weiter zu steigern.
Risiken und Nebenwirkungen
In der Regel verläuft die Bodytite-Behandlung komplikationsarm. Trotz größter Sorgfalt kann es während und nach dem Eingriff aber vereinzelt zu Zwischenfällen kommen. Sehr seltene Komplikationen im Rahmen der Bodytite-Behandlung sind dauerhafte Hauteinziehungen, sichtbare Narben oder Verletzungen von Nerven mit vorübergehendem Taubheitsgefühl oder Hautbrennen. Selten kommt es zu allergischen Reaktionen auf das örtliche Betäubungsmittel, die sich z.B. als Schwellung, Brechreiz, Juckreiz oder Hautausschlag äußern. Sie klingen meist spontan ab und bedürfen in der Regel keiner Behandlung, bzw. können gut behandelt werden. Schwere allergische Reaktionen mit lebensbedrohlichen Störungen der Atmung und/oder des Herzkreislaufsystems (Schock) sind äußerst selten. Sie erfordern eine intensivmedizinische Behandlung und können u.U. zu bleibenden Organschäden in Folge von Mangeldurchblutung (z.B. Nierenversagen, Hirnschädigungen, Krampfanfällen) führen. Weitere seltene Nebenwirkungen sind Nachblutungen oder oberflächliche Infektionen an den Hautöffnungen und vorübergehende oder dauerhafte Pigmentveränderungen der Haut. Die Methode hinterlässt in der Regel keine Narben. Im Falle einer anlagebedingten Störung der Narbenbildung können aber dicke, wulstige, verfärbte, schmerzhafte, juckende Narben (Keloide) entstehen. Eine rechtzeitige Behandlung von Narbenveränderungen hilft aber meist, eine Korrekturoperation zu vermeiden.
Gegenanzeigen
Es gibt nur wenige Gründe, die es eventuell verbieten, eine Bodytite-Behandlung in örtlicher Betäubung vorzunehmen: Allergien auf örtliche Betäubungsmittel, Schwangerschaft / Stillzeit, schwere Infektionskrankheiten, schwere Erkrankungen der inneren Organe, v.a. an Herz und Nieren, Pannikulitiden (generalisierte Entzündung des Fettgewebes), sowie ein Glukose-6-Phoshat-Dehydrogenase-Mangel. Neigen Sie zu auffälligen blauen Flecken oder haben Sie anhaltende Blutungen nach Bagatellverletzungen, so sollte eine Gerinnungsstörung vor der Operation durch eine geeignete Untersuchung ausgeschlossen werden. Altersgrenzen existieren bei dieser schonenden Methode nicht.